Artikel aus der Rheinischen Post vom 08. September 2022
von Isabel Klaas
LANGENFELD | Draußen sind es 28 Grad. Drinnen hört man Weihnachtslieder. Immerhin sind es 18 Stücke, die bis zur Adventszeit sitzen müssen. Den Anfang macht der Langenfelder Chor VoiceArt im Flügelsaal der Volkshochschule (VHS) mit „Calypso Gloria“ vom Emily Crocker, keinem üblichen Weihnachtslied, sondern einer munteren Komposition mit viel Rhythmus, so ganz nach dem Geschmack der 30 Sängerinnen und 16 Sänger. Denn VoiceArt ist ein ganz besonderer Chor, der seinen Auftritt mit kleinen Choreographien untermalt. „Wir stehen bei Konzerten nicht einfach vorne und beginnen zu singen“, sagt die zweite Vorsitzenden Sabine Jakob. „Wir kommen nacheinander singend auf die Bühne. Da hat schon etwas Dynamisches.“
Und diese Besonderheit ist es auch, die den neuen jungen Chorleiter Marc L. Vogler (22) unter anderem überzeugt hat, nach dem Ausscheiden von Gregor Brück die Chorleitung zu übernehmen. Der vielfach ausgezeichnete Musiker aus Köln mit Master of Music im Fach Komposition und Dirigat hat offenbar nicht lang gezögert, als es darum ging, VoiceArt in eine musikalische Zukunft zu führen. „Das Repertoire ist sehr breit gefächert, der Altersdurchschnitt sehr jung und die choreographierten Auftritte finde ich sehr spannend“, sagt Chorleiter Vogler.
Anerkennung und Sympathie scheinen gegenseitig zu sein. „Der Übergang von Gregor Brück zu Vogler ist sehr gut gelungen“, sagt Gründungsmitglied Conny Kalla. Das Repertoire des jungen Chorleiters sei überzeugend. Er sei anspruchsvoll und korrigiere die Mitglieder auf einfühlsame Art und Weise. Auch Hausaufgaben nehmen die Sängerinnen und Sänger gerne von ihm an.
Im nächsten Jahr wird VoiceArt 30 Jahre alt. Dass sie früher mal als „Gospelsingers“ begonnen haben, möchte Jakob nicht unbedingt betonen. „Heute sind wir ganz anders“, sagt sie. Ed Sheeran, Billy Joel, Peter Fox, Michael Jackson und Bob Dylan stehen heute auf dem Programm. „Jazz, Pop, wenig Gospel und viel à capella-Gesang gehören zum Repertoire“, berichtet die zweite Vorsitzende.
Eine Interpretation von „Skyfall“ kann man auf Youtube hören und sehen. Allerdings ersetzt das Internet keinem der 36 Sänger und Sängerinnen den Auftritt vor realem Publikum. „Das ist es, was wir brauchen. Zu sehen, wie wir andere Menschen erfreuen und wie sie mitgehen“, sagt Sabine Jakob. Und natürlich lebt ein Chor außer von den Mitgliedsbeiträgen auch von Eintrittsgeldern zu seinen Konzerten, ohne den er sich keinen professionellen Chorleiter leisten könnte.
Jüngere Männer mit Chorerfahrung, ohne Angst auf der Bühne zu stehen, und einem bisschen Talent, sich zu bewegen, sind VoiceArt besonders willkommen. „Uns fehlen ein paar Bassstimmen“, ergänzt Conny Kalla. „Noten muss man nicht lesen können“, sagt sie.
Die Corona-Zeit hat der Chor gut überstanden. Die Mitglieder haben regelmäßig in Kleingruppen und zu Hause, sogar per Livestream mit einander geprobt. Das letzte Weihnachtskonzert fand unter Corona-Bedingungen im Garten eines Mitgliedes am Lagerfeuer statt. „Das war einfach wunderschön“, sagen die beiden Frauen übereinstimmend. Warum das Singen in der Gruppe so viel Spaß macht, ist schnell gesagt: „Man kann gut abschalten, weil man nur auf den Gesang konzentriert ist“, sagt Kalla. Und die Gemeinschaft unter einander sei einfach wunderbar. „Man ist immer in Kontakt“, fügt Sabine Jakob an.
Abschied Der bisherige Chorleiter Gregor Brück hat sich nach 30 Jahren mit einer mehrtägigen Chorfahrt nach Trier von Gemeinschaft verabschiedet.